Beziehung auf Augenhöhe

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, wie und warum Du eigentlich „aufs“ Pferd gekommen bist? Was war es, das aus Dir einen Pferdemenschen gemacht hat? War es Deine Herkunft? Hatten Deine Eltern vielleicht schon viel mit Pferden zu tun oder bist Du gar mit Pferden aufgewachsen? Oder gab es gar keinen offensichtlichen äußeren Anlass? Die Liebe zum Pferd hat sich viel mehr aus Dir selbst heraus entwickelt?

Und was war es, das Dich so zu den Pferden hingezogen hat? Seine Größe, seine Anmut, seine Unberechenbarkeit? Oder die Sanftheit und Ruhe, die es ausstrahlt? Stand oder steht bei Dir der gemeinsame Sport im Vordergrund oder möchtet Ihr einfach Zeit zusammen verbringen?

Ich glaube – und aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dies zumindest für mich selbst sicher sagen -, dass sich die wenigsten Reiter diese Fragen je stellen. Genau wie die Frage, warum man eigentlich aufs Pferd steigt. Ist es das schöne Gefühl, getragen zu werden? Sein Körpergewicht für eine Zeit lang abzugeben und sich den schaukelnden Bewegungen des großen Tieres hinzugeben? Oder ist es vielleicht sogar das Bedürfnis, Macht über ein anderes Wesen auszuüben? Was auch immer es ist, ich finde es wichtig und spannend, sich diese Fragen mal zu stellen und in sich hinein zu horchen, was genau die Beweggründe sind, sich mit Pferden zu beschäftigen.

Neulich las ich einen Artikel im Spiegel (DER SPIEGEL 38/2021), in dem es um das Pferde-Drama im Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio ging. Dort meldete sich auch eine sehr erfolgreiche (oder sogar die erfolgreichste) deutsche Dressurreiterin zu Wort. Ich muss sagen, ich war tief erschüttert über ihre Einstellung zum Pferd und zu Tieren im Allgemeinen. Ich möchte sie hier absichtlich nicht zitieren, um diese Meinung nicht weiter zu verbreiten, aber die Quintessenz war eine klare Unterordnung des Pferdes unter den Menschen. Zu guter Letzt zog sie auch noch einen schrägen Vergleich zur Kindererziehung.

Ich frage mich, warum es Menschen attraktiv erscheint, andere Lebewesen zu dominieren, anstatt ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und einen gemeinsamen Weg zu suchen. Ist einer von beiden mit der Richtung nicht einverstanden, ist es eben nicht der richtige Weg. Sich dies einzugestehen und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen, erfordert natürlich Mut und auch manchmal einen längeren Atem, doch es lohnt sich IMMER!

Und ich spreche hier über Beziehungen aller Art. In einer menschlichen Partnerschaft gilt dies genauso wie in der Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und Führungskraft und natürlich auch zwischen Eltern und Kindern.

Schaut auf die Bedürfnisse Eures Gegenübers und begleitet ihn auf dem Weg zu ihrer Erfüllung. Behaltet aber auch Eure eigenen Bedürfnisse im Blick, sonst könnt auch Ihr kein unterstützender Partner sein.

In allen Lebensbereichen habe ich immer die Erfahrung gemacht, dass sich mein Umfeld (Menschen, Tiere, beruflich wie privat) immer am besten entwickeln, wenn sie wertgeschätzt und in ihren Bedürfnissen gesehen werden. Wenn ich ihnen Vertrauen entgegen bringe und wenn ich ihnen Zeit gebe. Und mit guter Entwicklung meine ich hier, dass sie ihre Fähigkeiten motiviert weiterentwickeln und kreativ sowie eigenverantwortlich handeln. Auch führt dieses Miteinander zu einer hohen Beziehungsqualität. Für mich der einzig erstrebenswerte Zustand 🙂


Wie und warum seid Ihr zum Pferd gekommen? Mich interessiert Eure persönliche Geschichte. Schreibt sie mir gerne per Email, wenn Ihr mögt: mail@friederike-horand.de