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Toppi und sein equines Asthma

Heute möchte ich Euch die Geschichte von Toppi erzählen. Zumindest den Teil davon, der sich um seine chronische Atemwegserkrankung dreht. Aber ich mache trotzdem kurz einen Ausflug zu den wichtigsten Stationen unseres gemeinsamen Weges 😉

Wie alles begann

Ich habe Toppi im Jahr 2007 kennengelernt, als er auf dem Ponyhof stand, wo ich in meiner Kindheit und Jugend sehr viel Zeit verbracht habe. Er sollte von dort weiterverkauft werden und stand dort nur als Zwischenstation. Ein Käufer war auch schon gefunden. Als ich das erste Mal mit ihm zu tun hatte, war ich sofort verliebt in seinen tollen Charakter. Natürlich sind seine Augen auch ein echter Hingucker, aber der Charakter übertraf alles 🙂

Also konnte ich es nicht zulassen, dass er verkauft wurde und kaufte ihn kurzerhand selber. Das war allerdings nicht so einfach. Ich stand gerade am Ende meines Studiums und habe dafür meine ganzen Ersparnisse geopfert. Außerdem hatte ich vor, in dem darauffolgenden Jahr meine Diplomarbeit in einer weiter entfernteren Stadt zu schreiben. Aber das bekamen wir irgendwie überbrückt.

Nach ein paar Jahren wechselte ich beruflich ins Ruhrgebiet und nahm ihn dorthin mit. Weitere zwei Jahre später zog ich nach Köln, weil ich meinen Job in Leverkusen bekam und nahm Toppi wieder mit. Es begann eine Reise durch mehrere Ställe und ich bin überzeugt, dass hier auch die Ursache für sein equines Asthma zu suchen ist.

Die mutmaßliche Ursache…

Der erste Stall, den ich hier für ihn fand, war ein Aktivstall mit einem augenscheinlich pferdegerechten Konzept, das jedoch ein paar entscheidende Nachteile hatte (das wurde mir natürlich erst später bewusst 🙁 ). Z.B. war der Winterpaddock für die Anzahl der Pferde recht knapp bemessen. Toppi hatte dort Stress. Es war einfach zu voll. Wenn ich ihn zum Füttern oder Putzen in die Box stellte, wollte er nicht mehr heraus. Das Schhlimmste jedoch war der Heuraum, der aufgrund einer ungünstigen Bodenbeschaffenheit bestialisch nach Ammoniak stank.

Ein Jahr hielten wir es in dem Stall aus… Ein Jahr zuviel… Ich vermute, dass Toppi von Geburt an mit etwas empfindlicheren Atemwegen ausgestattet ist. Da war diese Umgebung natürlich sehr problematisch.

Der nächste Stall war ein Bauernhof mit mehr oder weniger Selbstversorgung und großen Paddockboxen im Freien. Leider ließ hier die Qualität des Heus und Strohs zu wünschen übrig. Toppi fing irgendwann an zu husten und wir begannen, das Heu zu befeuchten, um die Staubpartikel zu binden. Aber wie ich jetzt weiß, war es zu dem Zeitpunkt bereits chronisch.

Nach zwei Jahren zogen wir in einen Boxenstall mit einer Innenbox für Toppi. Auch nicht optimal für seine Atemwege, vor allem bei ungründlichem Misten, wie es dort an den Tag gelegt wurde. Obwohl es ein Vollpensionsstall war, misteten wir jeden Tag nochmal nach. Es wurde schlimmer mit seinem Husten und ich ließ eine Bronchoskopie machen. Befund: COPD. Das war im Jahr 2015/2016. Die Tierärztin empfahl mir einen Inhalator. Ich besorgte ihn mir und seitdem inhalierten wir regelmäßig mit Kochsalzlösung. Damit bekamen wir ihn nahezu symptomfrei. Außer seinem Husten war ohnehin nichts von irgendwelchen Einschränkungen zu spüren. Er war fit und hatte große Ausdauer.

Endlich ein schönes Zuhause

Glücklicherweise fand ich nach zwei Jahren in diesem Stall im Jahr 2017 endlich einen schönen Offenstall, der nun vier Jahre lang das schöne Zuhause von Toppi war. Im ersten Sommer dort war er sogar ohne Inhalieren symptomfrei. Die viele frische Luft, wenig Zeit an der Heuraufe und eine bessere Heuqualität sind vermutlich die Ursachen hierfür gewesen. Die nächsten Jahre kam Toppi mit regelmäßigem Inhalieren gut zurecht. Gelegentliches Husten war das einzige Symptom.

Ich hatte schon seit geraumer Zeit die Idee, eine mobile Salzkammer aufzubauen, indem ich mir einen Hänger kaufen und mit einem leistungsstarken Ultraschallvernebler ausstatten wollte. Diese Idee setze ich 2019 bis 2020 endlich in die Tat um.

Toppi in der mobilen Salzkammer

Im Sommer 2020 wurde es plötzlich schlechter mit Toppis Atmung. Zum Husten kamen gelegentlich Atemgeräusche und Bauchatmung hinzu. Konventionelle Tierärzte kommen bei so einem Zustand schnell an ihre Grenzen und verschreiben Bronchienerweiterer zum Eingabe über das Futter. Leider führt dies nach ein paar Wochen Gabe dazu, dass die Rezeptoren auf den Wirkstoff nicht mehr reagieren. Eine Pause ist notwendig. Außerdem kommt man damit ja auf Dauer auch nicht wirklich weiter…

Ich arbeitete daher mit Hochdruck an meiner Salzkammer und wir konnten sie im Herbst in Betrieb nehmen. Links auf dem Bild seht Ihr Toppi beim Inhalieren der Sole.

Den ganzen Winter 2020/2021 hindurch konnten wir seinen Zustand dadurch stabil halten, dass Toppi viermal pro Woche jeweils eine Stunde im Hänger inhalierte.

Im Frühjahr 2021 wurde es erneut schlechter. Die Atemgeräusche nahmen zu und er war zeitweise abgeschlagen und hatte gelegentlich Schwierigkeiten, den Hügel auf der Weide hochzukommen 🙁

Einige Miteinstellerinnen kannten einen guten Tierarzt, der sich auch mit Naturheilkunde und TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) auskennt. Außerdem verschrieb er auch Medikamente zur Bronchienerweiterung zum Inhalieren (aus der Humanmedizin). Durch ihn bekamen wir umfangreiches Wissen und die Mittel an die Hand, Toppi das Leben leichter zu machen. Damit kamen wir alle – Toppi, meine Reitbeteiligungen und ich – gut zurecht.

Die Idee

Mir war jedoch klar, dass sein Zustand sich über die Jahre eher verschlechtern als verbessern würde, was bei dieser Art der Erkrankung ja leider der Normalfall ist. Und ich wusste auch, dass trockenes Heu und staubige Umgebung Gift für so ein Pferd ist. Das „Management“ eines solchen Pferdes wird früher oder später sehr zeitintensiv. Noch dazu war in dem damaligen Stall die Fütterung von nassem Heu nicht möglich. Ich sah auf mich und meine Reitbeteiligungen schon Berge von Arbeit und Planung zukommen… Da kam mir eine Idee, als ich mal wieder neben dem Pferdeanhänger stand, während Toppi inhalierte: Ich hole mir Toppi nach Hause und wir verlagern unser Zuhause nach Ostfriesland, wo die Luft besser ist, die Häuser günstiger, das Land reichlich vorhanden. Genug Platz für Pferde 🙂

Corona und die geänderten Rahmenbedingungen sowie ein paar berufliche Überlegungen machten uns diesen Entschluss leichter. Inzwischen haben wir ja ein Haus gefunden und werden im April 2022 dorthin ziehen 🙂

Mehr dazu erfahrt Ihr in meinem Blog unter der Rubrik Permakultur-Offenstall und Kurzentrum.

Umzug in den Kurstall

Im Sommer entschied ich mich, Toppi bereits in einen Kurstall an der Nordsee zu stellen, um zu schauen, wie es ihm mit dem Klima dort geht.

Seit Ende Juli 2021 steht er nun dort und die erste Euphorie über seinen guten Zustand klang relativ schnell ab. Die Nordseeluft ist natürlich auch kein Allheilmittel 😉

Was Toppi dort fehlt, ist die regelmäßige Bewegung und Gymnastik, die meine Reitbeteiligungen und ich ihm vorher hier nahezu täglich geboten hatten. Er hat in drei Monaten dort ziemlich Muskulatur abgebaut. Außerdem hat ihn der Umzug und die Eingewöhnung dort ziemlich gestresst, auch weil es zu Beginn recht viel Fluktuation in der Herde gab.

Auch das mit dem Befeuchten bzw. Bedampfen des Heus erwies sich als organisatorisch schwierig umzusetzen. Da das Heu dort eine gute Qualität hat und relativ staubarm ist, versuchten wir es daher zunächst so. Es wird dort regelmäßig mit ihm inhaliert und frei gearbeitet. Inzwischen habe ich auch endlich eine Reit- und Pflegebeteiligung gefunden (das ist im Raum Köln übrigens viiiiiel einfacher!).

Im November verschlechterte sich Toppis Atmung und sein Gesamtzustand immer mehr. Bei meinem Besuch bei ihm Anfang November bekam ich einen Schrecken, weil er so abgebaut hatte, obwohl er vor Ort wirklich sehr gut versorgt und auch regelmäßig von einer Heilpraktikerin und Osteopathin behandelt wird. Beim Training blühte er jedoch regelrecht auf und war motiviert. Durch Inhalation mit bronchienerweiternden Medikamenten war seine Atmung auch immer schnell wieder besser.

Toppi auf dem Weg in die Klinik

Untersuchung in der Klinik

Nichtsdestotrotz spitzte sich die Lage gegen Ende November so zu, dass mehrmals ein Tierarzt kommen musste, um ihm Cortison zu spritzen. Er hatte sicht- und hörbar Schwierigkeiten beim Atmen und Kreislaufprobleme 🙁

Als ein Tierarzt mir am Telefon sagte, die Prognose sei sehr schlecht, beschloss ich in einer Nacht- und Nebelaktion nach Ostfriesland zu fahren, um noch diverse Dinge zu versuchen:

  • Ich behandelte ihn nach APM (Akupunktmassage nach Penzel).
  • Ich massierte ihn.
  • Ich machte vorsichtige Schwingübungen.
  • Ich putzte ihn ausgiebig.
  • Ich inhalierte mit Medikamenten.
  • Ich fuhr mit ihm in die Klinik, um ihn dort noch einmal ganz gründlich durchchecken zu lassen (links auf dem Foto seht Ihr ihn, kurz nachdem wir auf dem Gelände der Klinik angekommen waren).

Ergebnis der Untersuchung (Bronchoskopie, großes Blutbild, Untersuchung auf Cushing) in der Klinik war, dass neben seinem equinen Asthma eine bakterielle Infektion seiner Atemwege und evtl. auch seiner Harnwege vorlag. Eine Behandlung mit einem Antibiotikum war daher der nächste Schritt, an den sich eine Cortison-Therapie mit Medikamenten anschließen sollte. Außerdem wurde nochmals dringend dazu geraten, ihm angefeuchtetes oder bedampftes Heu zu füttern.

Cortison – ja oder nein?

All diese Maßnahmen haben wir umgesetzt und auch eine Lösung bezüglich des Heus gefunden. Einen Heubedampfer habe ich inzwischen bestellt (der wäre für meinen Kurstall ohnehin eine notwendige Anschaffung gewesen). Leider hat der eine Lieferzeit von mehreren Wochen und ist daher noch nicht verfügbar.

Mit dem Antibiotikum ging es ihm schon nach ein paar Tagen zusehends besser 🙂 Wir haben auch das Futter noch ein wenig optimiert, um ihm noch etwas mehr „Power“ zukommen zu lassen. Seine Atmung hat sich zwar dadurch nicht entscheidend verbessert, aber das Antikiotikum zielte ja auch nur auf die Bekämpfung der Infekte ab.

Nach der 10-tägigen Antibiotika-Kur sollte sich die Cortison-Kur anschließen, entweder in Tablettenform oder in Form eines Inhalats aus einem extra dafür konzipierten Inhalator (ähnlich dem Asthma-Spray für Menschen). Ich entschied mich für Letzteres, da mir eine lokale Einwirkung von Cortison immer lieber ist als eine systemische (auf den gesamten Organismus wirkende, z.B. über das Futter oder eine Spritze verabreicht).

Wider Erwarten ging es ihm nach drei Tagen mit der Inhalation des Cortisons schlechter, sowohl hinsichtlich seiner Atmung als auch insgesamt. Er stand wieder mehr in der Ecke und begann wieder, sich zu scheuern, was ich eigentlich nur im Sommer von ihm kenne (Sommerekzem). Seltsam, dass dieses lokale Cortison mutmaßlich doch so eine Wirkung auf seinen gesamten Körper hatte… Nach Telefonaten mit diversen Tierärzten entschlossen wir uns, die Cortison-Therapie zu unterbrechen und ggf. auch ganz zu beenden. Nach der Kur mit dem Antibiotikum ging es ihm eigentlich gar nicht so schlecht. Vermutlich bringt ihm die Anfeuchtung des Heus auch schon eine deutlich Verbesserung.

Ich würde mich freuen, wenn wir noch eine Weile ohne Cortison auskommen würden 🙂

Das war nun erstmal die ganze Geschichte bis heute. Über die weiteren Neuigkeiten halte ich Euch natürlich hier auf dem Laufenden. Schreibt mir gerne, wenn Ihr mit Euren Pferden ähnliches erlebt habt.