Welchen Sender hörst Du?

In einem Buch, ich glaube es war in einem der Bücher von John Strelecky, habe ich irgendwann mal einen Abschnitt gelesen, den ich sehr anschaulich fand. Ich denke nach wie vor häufig daran, wenn ich mich durch irgendwelche äußeren Einflüsse in gedankliche Abwärtsspiralen bewege.

Der Abschnitt behandelte die Frage:
„Welchen Sender hörst Du?“

Das war im übertragenen Sinne gemeint und bezog sich auf die äußeren Einflüsse, denen wir uns tagtäglich aussetzen. Das kann zum Einen natürlich wirklich der Fernseh- oder Radiosender oder die Facebook-Gruppe oder ähnliches sein. Es können aber auch bestimmte Personen sein, die uns an ihren Gedanken und ggf. Sorgen und Nöten teilhaben lassen.

Die Passage in dem Buch lud mich ein, achtsamer zu werden gegenüber den Quellen, aus denen ich meine Informationen ziehe und den Gefühlen, die sich daraufhin bei mir einstellen. Damals hatte ich noch keine Kinder, aber dennoch schon genug Themen in meinem Kopf, über die ich tagtäglich nachdachte. Ich begann, bewusst wahrzunehmen, welche äußeren Einflüsse, Nachrichtenquellen, Personen, aber auch Tätigkeiten mir Kraft gaben oder auch Kraft raubten. Ich stellte fest, dass bestimmte Arten von Negativmeldungen, z.B. in Nachrichten, aber auch in Facebook-Gruppen, mir nicht gut taten. Sie kosteten mich Kraft, weil ich nach dem Lesen / Hören in Gedanken weiter die angesprochenen Probleme wälzte und mir Sorgen um dieses oder jenes oder um die ganze Welt machte. Das führte natürlich nicht zu einer Verbesserung meiner Stimmung. Gleichzeitig konnte ich an vielen dieser angesprochenen Probleme selbst rein gar nichts ändern. Also gab es für mich keine Möglichkeit, die Lösung des Problems selbst in die Hand zu nehmen und aktiv zur Verbesserung beizutragen.

Irgendwann fragte ich mich:

  • Was bringt mir der Konsum dieser (Negativ-)Meldungen?
  • Was kann ich persönlich tun, um das Problem zu beheben? Tue ich dies bereits?
  • Kann ich überhaupt selbst etwas tun?

Das führte dazu, dass ich meinen Medienkonsum dahingehend veränderte, dass ich die Quellen vermied, die mich Kraft kosteten und mir zugleich keine Möglichkeit gaben, selbst etwas zur Problemlösung beizutragen.

Natürlich ist dies immer ein zweischneidiges Schwert, denn zugleich ist dieser Glaubenssatz immer sehr präsent bei mir: „Aber man muss doch informiert sein!“ Muss man? Warum eigentlich?


Ich habe seitdem festgestellt, dass ich durch den selektiven Medienkonsum trotzdem noch alle Dinge mitbekomme, die wichtig für mich sind, es mir aber deutlich besser geht und ich auch weniger angstvoll durchs Leben gehe. (Anmerkung: ich war nie ein sehr ängstlicher Mensch, habe aber trotzdem hier noch eine Verbesserung festgestellt 🙂 ).

Aus meiner Sicht gibt es zwei Arten, in den Medien auf bestehende Probleme hinzuweisen und Problemlösungen anzustoßen (wobei letztes möglicherweise häufig gar nicht das Ziel der Berichterstattung ist…):

  1. Durch Schocknachrichten und entsprechende Bilder Aufmerksamkeit erreichen.
  2. Durch positives „Storytelling“ und Vorleben den Weg in die bessere Richtung weisen.

Bei mir persönlich wirkt der erste Weg eher abstoßend und beklemmend. Ich komme hier in eine Starre, in der ich bewegungsunfähig bin und anfange, fatalistisch zu denken. Der zweite Weg hingegen bewirkt bei mir einen Antrieb, mich für die Sache einzusetzen, da ich sehe, dass und wie es geht. Es löst eine große Motivation in mir aus.

Übrigens lässt sich dies auf alle Lebensbereiche übertragen. Auch erreicht eine Führungskraft, die Druck ausübt und mit Drohungen ihre Ziele durchdrückt, bei ihren Mitarbeitern eine widerwillige Haltung, die eine „Dienst-nach-Vorschrift“-Mentalität fördert. Eine Führungskraft aber, die den Mitarbeitern ihre Vision mit auf den Weg gibt und diese auch vorlebt, vermag dadurch bei ihrer Mannschaft eine intrinsische Motivation zu erzeugen, die im Endeffekt zu größerem Erfolg führen wird.


Ich lade Dich also ein, in den nächsten Tagen und Wochen, eine kleine Übung in Deinen Alltag zu integrieren:

Schreibe ein kleines „Kraft-Tagebuch“ und notiere Dir am Ende eines jeden Tages, welche Meldungen, Tätigkeiten, Medien, aber auch welche Personen, Dir Kraft gegeben und welche Dir Kraft geraubt haben. Dies wird nicht länger als 5 Minuten dauern. Überlege Dir dann, ob und wozu Du diese Krafträuber wirklich brauchst. Versuche, den Einfluss der Krafträuber auf Deinen Alltag möglichst zu reduzieren und stattdessen mehr von den Kraftspendern in Dein Leben zu lassen.

Es mag Dir zunächst wie eine Mammutaufgabe erscheinen, aber fange erstmal klein an. Du musst ja nicht gleich von heute auf morgen alles umkrempeln 😉

Aber denke daran, Du hast selbst in der Hand, welchen Quellen Du Dich aussetzt! Du kannst selbst entscheiden, welche äußeren Einflüsse Du zulassen möchtest und welche nicht. Gerade als Working Mom tragen wir schon genug „Mental Load“ mit uns herum, dass wir uns nicht noch zusätzlich herunterziehen lassen sollten. Das tut weder uns, noch unseren Lieben gut 😉

Ich wünsche Dir viel Erfolg!